Arrangement-Wettbewerb zum „Deutsch-Jüdischen Liederbuch“ von 1912

als Beitrag zur künstlerischen Reflexion und chormusikalischen Erinnerungskultur

Der Deutsche Chorverband (DCV) hat in Zusammenarbeit mit dem deutsch-israelischen Forschungsvorhaben “Projekt 2025 – Arche Musica” und Schott Music einen Arrangement-Wettbewerb zum Deutsch-Jüdischen Liederbuch von 1912 aus. Ziel des Wettbewerbs ist es, Impulse für eine aktive chormusikalische Erinnerungskultur und Beschäftigung mit jüdischer Musikkultur anzuregen.

Das Liederbuch ist in seiner Art und Konzeption weltweit einzigartig. Der Autor Abraham Zvi Idelsohn (1882–1938) schuf es als Sammlung der beliebtesten hebräischen und deutschen Lieder und konzipierte es als grundlegendes musikpädagogisches Werk für den Musikunterricht in Kindergärten, Volks- und höheren Schulen in Osteuropa, Palästina, Deutschland und in der Diaspora. Herausgegeben vom Berliner „Hilfsverein der Deutschen Juden“ wurde es maßgeblich vom Berliner Mäzen James Simon, dem Gründer und Vorsitzenden des Vereins, finanziert. Es ist ein herausragender Beleg der gleichberechtigten Verwendung hebräischer und deutscher Musik am Beginn des 20. Jahrhunderts.

Außergewöhnlich ist die zweisprachige Anlage des Liederbuchs, wobei im hebräischen Teil der Liedsammlung die Notenschrift analog der hebräischen Schrift von rechts nach links notiert ist. Es ist das erste dokumentierte Werk dieser Art. Das in der Israelischen Nationalbibliothek von Jerusalem erhaltene Original bildete die Grundlage der 2022 durch Schott Music herausgegebenen Neuausgabe. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Gila Flam, der Direktorin des Musikarchivs der Israelischen Nationalbibliothek Tel Aviv, erfolgte die wissenschaftliche Bearbeitung der insgesamt 149 Titel, das heißt insbesondere die Transliteration der hebräischen Texte und die Übertragung des Notenmaterials der etwa 100 jüdischen Lieder.

Das vollständige Material ist digital zugänglich unter:
www.arche-musica.org/work/sefer-ha-shirim-das-buch-der-lieder/

 

58 Einreichungen von internationalen Komponist:innen konnten verzeichnet werden, die von einer neunköpfigen Jury unter Vorsitz von Stephan Doormann (Chordirigent, Musikpädagoge und Künstlerischer Leiter der chor.com) und Danny Donner (Dirigent, Komponist und Leiter der Musikabteilung der Tel Aviv School of Arts) beurteilt worden sind.

Die Jury, die gleichermaßen aus israelischen und deutschen Chormusikexpert:innen zusammengesetzt war, bewertete die Kompositionen unter anderem nach ihrem Innovationswert, Kompositionskonzept und der Idee der musikalischen Erinnerungskultur.

Bei einem Preisträgerkonzert im Rahmen des Deutschen Chorfests am 30. Mai 2025 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg konnten sieben Komponist:innen die Auszeichnung aus den Händen von DCV-Präsident Christan Wulff und Dr. Ludwig Spaenle (Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe) entgegennehmen: 

Der erste Preis ging an Henning Wölk, der zweite Preis an Jutta Michel-Becher. Dritte Preise erhielten Ohad Stolarz, Yannick Wittmann sowie Yonatan Harari & Yonatan Yochay. Einen Sonderpreis für das innovativste Arrangement konnte Jens Klimek entgegennehmen, und der Publikumspreis ging an Jutta Michel-Becher. 

Vergeben wurden Preisgelder in Höhe von 15.000 Euro. Zusätzlich wurden die neun ausgezeichneten Kompositionen bei Schott Music verlegt.

Hier lesen Sie die vollständige Pressemitteilung vom 30. Mai (PDF).

Bei weiteren Fragen zum Wettbewerb wenden Sie sich gern an Benno Hoppe und Matti Oehl unter benno.hoppe[at]deutscher-chorverband.de oder matti.oehl[at]deutscher-chorverband.de.